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LUDWIG VAN BEETHOVEN LEBTE 22 JAHRE

in Bonn - ebenso lang wie Mozart in Salzburg. Er ist ohne Zweifel der bekannteste Sohn der Region. Im Jubiläumsjahr 2020 wird die ganze Welt auf seine Geburtsstadt schauen. Für das Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises habe ich dazu den Aufsatz "250 Jahre Ludwig van Beethoven an Rhein und Sieg geschrieben.
Beethoven im Alter von 15 Jahren - Lithographie der Gebrüder Becker nach einem Schattenriß von Joseph Neesen
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Stephan Eisel

250 Jahre Ludwig van Beethoven an Rhein und Sieg 

(veröffentlicht in: Rhein-Sieg-Kreis, Der Landrat (Hrsg.): Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2015 (Band 30), Siegburg/Niederhofen 2014) 

Das wohl bekannteste Werk Ludwig van Beethovens ist die Vertonung der Ode an die Freude von Friedrich Schiller, der krönende Abschluss von Beethovens 9. Sinfonie. Unzählige Menschen rund um den Erdball können die Melodie mitsingen. Sie ist die offizielle Europahymne und wurde von der UNESCO in die Weltkulturerbe-Liste aufgenommen. Entstanden ist die Idee für diese Musik in unserer Region, wo der am 17. Dezember 1770 in Bonn getaufte Ludwig van Beethovenbis zu seinem 22. Geburtstag lebte und arbeitete. 

Schillers Gedicht erschien erstmals 1786. Der mit Schiller und Beethoven befreundete Bonner Jurist Bartholomäus Fischenich schrieb am 26. Januar 1793 an Schillers Ehefrau Charlotte (die übrigens auf dem Alten Friedhof in Bonn begraben ist) über ein Gespräch mit Beethoven: „Er wird auch Schiller’s Freude und zwar jede Strophe bearbeiten. Ich erwarte etwas vollkommenes, denn so viel ich ihn kenne, ist er ganz für das Große und Erhabene.“ 

Mit Sicherheit wird die Ode an die Freude auch im Mittelpunkt stehen, wenn 2020 auf der ganzen Welt der 250. Geburtstag des Komponisten gefeiert wird. Ludwig van Beethoven ist wohl der bekannteste Repräsentant der Kulturnation Deutschland. Nicht zufällig heißt es im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD für die laufende Legislaturperiode: „Der 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven bietet herausragende Chancen für die Kulturnation Deutschland im In- und Ausland. Deshalb ist die Vorbereitung dieses wichtigen Jubiläums eine nationale Aufgabe.“ 

Beethoven im heutigen Rhein-Sieg-Kreis 

Das Jubiläum bietet nicht nur für Bonn als Geburtsstadt Beethovens, sondern für die ganze Region große Chancen. Hier hat Beethoven über ein Drittel seines Lebens verbracht, seine entscheidende Prägung erfahren und mit über 70 Kompositionen das musikalische Fundament für sein Schaffen gelegt. Ludwig van Beethoven blieb seiner Heimat immer engstens verbunden. 

Dabei spielte nicht nur seine Geburtsstadt, sondern auch die Region in Beethovens Jugend und in seiner musikalischen Ausbildung eine wichtige Rolle. So wissen wir aus den Aufzeichnungen des Bonner Bäckermeisters Gottfried Fischer, dass Vater Johann van Beethoven mit seinem Sohn Ludwig um 1795 zu verschiedenen Musikliebhabern im heutigen Rhein-Sieg-Kreis reiste, darunter zu den „Gerichtsherren“ in Hennef und Siegburg. 

In Siegburg, wo man „den Herrn Prälaten“ besuchte, hat der junge Beethoven auf der Abtei die Orgel gespielt. Beethoven besuchte auf einer dieser Reisen auch den Pastor in Ersdorf (heute Meckenheim), der ein großer Musikfreund war. 14 Tage hielt sich der junge Beethoven auf Einladung der Familie von Meinertzhagen in der Nähe von Niederkassel [oder Oberkassel] auf. Natürlich hatte Ludwig viele Mitschüler aus der Region, z. B. Heinrich Theisen (geb. 1759), später Organist in Rheinbreitbach. 1780 hatten beide bei dem Organisten Zensen in der Münsterkirche Unterricht, wobei überliefert ist, dass der 10-jährige Beethoven seinen 20-jährigen Mitschüler übertroffen habe. 

Beethoven Bonnensis 

Ludwig van Beethovens eigentlicher Lebenstraum war es, wie der Großvater gleichen Namens (1712-1773) kurkölnischer Hofkapellmeister zu werden. Als stellvertretender Hoforganist und mit einer Anstellung als Bratschist im kurfürstlichen Orchester war der Grundstein gelegt. Kurfürst Maxiliam Franz schickte ihn zur weiteren Ausbildung nach Wien. Nach einem ersten, wegen der schweren Krankheit seiner Mutter verkürzten Aufenthalt (1786/87) dort, brach Ludwig van Beethoven im November 1792 erneut auf. In Wien sollte er – wie es ihm sein Freund und Förderer Ferdi­nand Ernst von Waldstein mit auf den Weg gab – „Mozarts Geist aus Haydens Händen“ empfangen. 

Es gibt keine Zweifel daran, dass Beethoven danach nach Bonn zurückkehren wollte. Aber im Oktober 1794 besetzten französische Truppen Bonn, der Kurfürst als Beethovens Arbeitgeber musste fliehen und die kurfürstliche Hofkapelle wurde aufgelöst: Beethovens Bonner „Planstelle“ gab es nicht mehr. 

In Wien baute sich Beethoven sein eigenes Bönnsches Biotop auf: Zeitlebens fiel er wegen seines starken rheinischen Dialekts auf, seine Brüder und enge Freunde zogen in die Kaiserstadt und die Kontakte in die Bonner Heimat blieben vielfältig. Noch kurz vor seinem Tod bekannte sich Ludwig van Beethoven zu seiner Geburtsstadt, indem er Briefe mit Beethoven Bonnensis unterzeichnete. 

Diese Zuneigung wurde in Beethovens Heimat nicht immer erwidert. Was offizielle Stellen betrifft, fühlt man sich eher an das Markus-Evangelium erinnert: „Nirgendwo gilt ein Prophet weniger als in seiner Heimat …“ 

Ein Denkmal für Beethoven 

So gehört es zu den Merkwürdigkeiten in der Ge­burtsstadt Beethovens, dass die Initiative für ein Beethoven-Denkmal nicht von den Amtsträgern der Stadt ergriffen wurde, sondern von Bonner Bürgern. Sie gründeten am 17. Dezember 1835 zum 65. Geburtstag Beethovens einen Bonner Verein für Beethovens Monument. Präsident war der Literaturhistoriker August Wilhelm von Schlegel. Der Spendenaufruf des Vereins wurde am 8. April 1836 in der von Robert Schumann herausgegebenen Neuen Zeitschrift für Neue Musik veröffentlicht und fand dadurch größere Ver­breitung. In dem Aufruf heißt es: 

Selten hat ein Künstler so bedeutsam, so denkwürdig gewirkt, wie Beethoven ... Eine so äußerst seltene, wohltätige und weithin wirkende Erscheinung verdient es, auf eine seltene und außerordentliche Weise gefeiert zu werden, nämlich durch ein plastisches, möglichst großartiges Monument. Ueber den dazu geeigneten Ort kann kein Zweifel sein. Die Stadt Bonn am Rheine, in welcher der unsterbliche Künstler das Licht der Welt erblickte ... scheint zu dem Unternehmen in gleicher Weise be­rechtigt wie verpflichtet...“ 

Robert Schumann gehörte fortan zu den besonders engagierten Unterstützern des Projektes. Leiden­schaftlich mahnte er, „dass, wenn nicht einmal der Anfang gemacht wird, sich eine Dekade auf die Trägheit der anderen berufen wird...“ 

Immer mehr engagierten sich führende Köpfe für ein Beethoven-Denkmal, darunter auch Heinrich Heine und Franz Liszt. Die politische Welt blieb zögerlich. Der preußische König Friedrich Wilhelm III., der bis 1840 regierte, hatte die Genehmigung eines Denkmals für einen „Bürgerlichen“ noch verweigert. Solche öffentlichen Monumente sollten Fürsten und Heerführern vorbehalten bleiben. Sein Sohn Friedrich-Wilhelm IV. widersetzte sich dann dem Beethoven-Denkmal nicht mehr. Die nachfolgende Realisierung ist im Wesentlichen Franz Liszt zu verdanken: Da die von Bürgern eingesammelten Spenden nicht ausreichten, übernahm er über ein Fünftel der Kosten aus seiner Privatschatulle. 

Bonns erster hauptamtlicher Oberbürgermeister Karl Edmund Joseph Oppenhoff und der Rat verhielten sich dem Vorhaben eines Beethoven-Denkmals und dem des ersten Beethovenfestes gegenüber so abweisend, dass Franz Liszt 1845 erbost ausrief: „Eine kleine Stadt kann das Glück haben, dass ein großer Mann in ihr das Licht der Welt erblickt; aber kleinstädtisch darf sein Andenken nicht gefei­ert werden.“ 

Zu Enthüllung des Denkmals am 12. August 1845 kamen die politischen Würdenträger dann in großer Zahl. Unter den Gästen waren die englische Königin Victoria, der preußische König Friedrich Wilhelm IV., Alexander von Humboldt, viele Größen des internationalen Musiklebens wie Louis Spohr und Hector Berlioz. Vor allem aber feierten viele tausend Bürger aus Bonn und der Region den historischen Moment. 

Das erste Beethovenfest 

Franz Liszt wollte es nicht bei einer schlichten Denkmal-Einweihung belassen, sondern initiierte und organisierte aus diesem Anlass das mehrtägige erste Beethovenfest. Lina Ramann schrieb 1887 dazu in einer von Liszt autorisierten Biographie: „Nach seiner Idee durfte die Feierlichkeit nicht lokal, auch nicht exklusiv musikalisch oder exklusiv national bleiben: sie sollte dem Genius des großen Meisters entsprechend auf breiter Basis sich bewegen und einen internationalen Charakter tragen.“ 

Das Beethovenfest 1845 war ein für die ganze Region bewegendes Ereignis. Der bekannte Komponist Hector Berlioz schrieb Anfang August an einen Freund:

Ich mache mich jetzt auf den Weg nach Bonn; jeder geht dorthin. Es ist eine beachtliche Wanderung von Künstlern, Schriftstellern und interessierten Menschen. Ich habe keine Ahnung wo wir unterkommen werden. Ich nehme an wir werden Zelte am Rheinufer aufbauen und in Booten schlafen. 

Letztlich nahm Berlioz Quartier in Königswinter, wo sich die Einwohner noch an manchen Besuch von Beethoven erinnerten. Über Franz Liszt als treibende Kraft der Beethoven-Feierlichkeiten schrieb Berlioz: „… die Lauen feuerte er an, den Gleichgültigen versuchte er Geschmack einzuflößen ...“ 

Die erste Begegnung mit Beethovens Werk hatte Franz Liszt als Elfjähriger 1822/23 im Klavierunterricht bei Paul Czerny. Später spielte und dirigierte er immer wieder Werke Beethovens, komponierte zwei Beethoven-Kantaten, verbreitete dessen Sinfonien durch Klavierbearbeitungen und war als Herausgeber wesentlich an der ersten Beethoven-Gesamtausgabe beteiligt. Schon 1840 hatte Liszt geschrieben: „Der Name Beethoven ist heilig in der Kunst.“ 

Mit welchen Schwierigkeiten Liszt damals in seinem Bestreben einer angemessenen Beethoven-Würdigung zu kämpfen hatte, schildert anschaulich seine Biografin Lina Ramann: 

Der erste auf dem Platz war Dr. Liszt. Er traf schon in der letzten Woche des Monats Juli ein. Die getroffenen Vorbereitungen jedoch – das gewahrte sofort sein an das Große gewöhnter Blick – waren der Feier nicht angemessen. Man hatte die Reitbahn zur Aufführung der Koncerte gewählt und bereits geschmückt, ohne dabei an Akustik und eine große Zuhörerschaft, geschweige an eine auch nach außen hin festliche Repräsentation zu denken. In einer gelinden Verzweiflung besah Liszt alle in Vorschlag gebrachten Lokalitäten, wobei jedesmal die Komitéherrn meinten, man könne ihnen schon in kürzester Zeit ein festliches Ansehen geben. 

Schnell entschlossen erklärte jedoch Liszt: es müsse eine Festhalle noch gebaut werden. »Aber das Geld? und bis zum 11. August?!« riefen die Herren bestürzt unter einander. »Dafür werde ich sor­gen: ich werde jedes Deficit decken« – entgegnete Liszt rasch, was die Herrn, wenn auch nicht zur frohen Zustimmung, so doch zum Schweigen brachte. 

Anderntags war er mit dem am Kölner Dombau beschäftigten tüchtigen und energischen Architekten und Baumeister Zwirner zur Stelle. Ein zu einer Festhalle passend gelegener Gartenplatz war bald gefunden. Ebenso schnell waren die unter Zwirner's Leitung stehenden Arbeiter mit ihren Baugeräthschaften auf dem Platz, die Bäume wurden ausgegraben, der Grund geebnet, Bauholz von den Flößern auf dem Rhein herbeigebracht, in Köln Dekorationen ge­fertigt und wie ein Wunder über Nacht stieg die Festhalle gleich einem Märchenpalast aus dem Nichts empor. 

Im Zeitraum von elf Tagen war sie fertig, ein Bau von zweihundert Fuß Länge und fünfund­siebzig Fuß Breite, achtzehnhundert Quadratfuß Flächenraum mehr enthaltend als der Gürzenich in Köln. … Die Akustik war vortrefflich und schon am 8. August schwang Spohr, die erste Probe haltend, im Saale den Taktstock.“

Kampf um de Erhalt von Beethovens Geburtshaus 

Nicht nur das Beethoven-Denkmal und das erste Beethovenfest sind ausschließlich bürgerschaftlichem Engagement zu verdanken. Das gilt auch für den Erhalt des Geburtshauses Beethovens, das über hundert Jahre nach Beethovens Geburtstag als Kneipe genutzt wurde und in einem verkommenen Zustand war. Der damals einflussreichste deutschsprachige Musikkritiker, Eduard Hanslink, schrieb 1885 einen empörten Brief und kritisierte die Stadt wegen ihres „laschen Umgangs“ mit dem Erbe Beethovens. Den damalige Oberbürgermeister Hermann Jakob Doetsch veranlasste das zur Äußerung: „Jetzt schafft es der verrückte Kerl (gemeint war Beethoven) noch, den Ruf der Stadt zu ruinieren …“ 

1889 hatte die Stadtverwaltung dem Abriss des Beethoven-Geburtshauses schon zugestimmt. Es waren zwölf Bonner Bürger, die das verhinderten und im Haus des Bonner Zeitungsverlegers Hermann Neusser den Verein Beethoven-Haus gründeten, der das Haus kaufte. Unterstützt wurden sie u. a. von Giuseppe Verdi, Johannes Brahms, Clara Schumann und Joseph Joachim. Als herausragende internationale Forschungsstätte ist das Beethoven-Haus heute Zentrum der Beethoven-Forschung und zieht jährlich über 100 000 Besucher, die meisten aus dem Ausland, an. 

Zu den regelmäßigen Besuchern des Bonner Beethoven-Hauses gehörte übrigens auch der 1854 in Siegburg geborene Komponist Engelbert Humperdinck. 1919 berichtete er in einem Brief an den Berliner Musikwissenschaftler Max Friedlaender, wie er dort „zufälligerweise“ die bis dahin vergessene Vertonung eines Goethe-Textes durch Beethoven (das so genannte Bundeslied) aufspürte und „nicht zögerte mir eine Abschrift davon zu nehmen.“ Humperdinck empfahl Friedlaender: 

Bitte lassen Sie das schöne Lied einmal in eine Probe von Ihren Studenten durchsingen; ich bin überzeugt, dass die letzteren stolz darauf sein werden, eine Beethoven-Uraufführung zu bewerkstelligen und auf diese Weise dem deutschen Volk ein neues Lied eines unserer erhabensten Geister zu schenken.“ 

Max Friedlaender schilderte den Vorgang in dem kleinen Aufsatz „Engelbert Humperdinck als Beethoven-Forscher“, der im März 1926 in der Zeitschrift Die Musik erschienen ist. 

Beethoven, Humperdinck und Wagner 

Übrigens gibt es zwischen Humperdinck und Beethoven noch eine andere ganz ungewöhnliche Verbindung: Es sind die beiden einzigen Komponisten, von denen bisher Musik in dem ganz Richard Wagner vorbehaltenen Bayreuther Festspielhaus aufgeführt wurde. Dass Beethovens 9. Sinfonie zu besonderen Anlässen auf dem Bayreuther Festspielhügel erklingen darf, ist bekannt. Der große Beethoven-Verehrer Wagner hatte sie erstmals 1846 in Dresden dirigiert und bezeichnenderweise auch anlässlich der Grundsteinlegung für das Festspielhaus in Bayreuth am 22. Mai 1872. 

Engelbert Humperdinck war 1881/82 Assistent Richard Wagners in Bayreuth, u. a. auch bei der Uraufführung des Parsifal. Bei der Probe stellte sich heraus, dass Wagners Verwandlungsmusik für den technisch aufwendigen Bühnenumbau im 1. Aufzug zu kurz geraten war. Humperdinck 

konzipierte noch am selben Tag einige Überleitungstakte, die er Wagner abends „voll banger Erwartung“ vorlegte. Entgegen aller Befürchtungen gab der Meister sein Placet, und so erklang Wagners heiligste Schöpfung bei der ersten Aufführung mit einigen Takten Musik aus der Feder Engelbert Humperdincks.“ 

So berichten die Siegburger Blätter im Juli 2004 in dem lesenswerten Aufsatz Engelbert Humperdinck – der große Komponist aus Siegburg wie es dazu kam, dass nur Beethoven und Humperdinck neben Wagners Werk in Bayreuth zur Aufführung kamen. 

Richard Wagner hatte übrigens bereits 1840 – nur 13 Jahre nach Beethovens Tod – seinen berühmten Essay Eine Pilgerfahrt zu Beethoven veröffentlicht. 1870 bot er sich an, den Festvortrag beim Beethovenfest zum 100. Geburtstag des großen Komponisten zu halten. Aber das Fest musste wegen des deutsch-französischen Kriegs verschoben werden. 

Zum 225. Geburtstag fiel das Beethovenfest aus ganz anderen Gründen aus: 1993 hatten Rat und Verwaltung in Bonn parteiübergreifend durch Streichung aller Zuschüsse das Beethovenfest als überflüssig abgeschafft. Empörte Bürger organisierten daraufhin dreimal einenBeethoven-Marathon, mit großem Zuspruch aus der Bevölkerung, bis die städtischen Gremien dem Druck nachgaben: 1998 wurde von der Stadt Bonn und der Deutschen Welle die Internationale Beethovenfeste Bonn gGmbH als Trägergesellschafter und Veranstalter für ein nun jährlich stattfindendes Beethovenfest gegründet. Der Rhein-Sieg-Kreis ist mit vielen Veranstaltungen und auch einem finanziellen Beitrag daran beteiligt. Dieser Einsatz für das Beethovenfest war die Geburtsstunde des Vereins Bürger für Beethoven, mit über 1 300 Mitgliedern – viele davon aus dem Rhein-Sieg-Kreis – einer der größten Vereine der Region.

Das Beethoven-Festspielhaus

Als mit Blick auf den 250. Geburtstag Beethovens im Jahr 2020 immer deutlicher wurde, dass ausgerechnet in der Beethovenstadt Bonn ein angemessener Konzertsaal fehlt, ergriffen wieder Bürger der Region die Initiative und brachten das Projekt Beethoven-Festspielhaus auf den Weg. Weil die Pflege des An­denkens von Ludwig van Beethoven und seiner Musik eine nationale Aufgabe internationalen Rangs ist, überzeugten sie den Deutschen Bundestag 2007 für eine Betriebsstiftung Beethoven-Festspielhaus in Bonn 39 Mio. Euro bereitzustellen. Der Rhein-Sieg-Kreis hat schon damals beschlossen, sich mit 3 Mio. Euro an dieser Stiftung zu beteiligen. 

In den Bau des Beethoven-Festspielhauses selbst wird kein Steuergeld fließen. Er wird – incl. aller Risiken von Baukostensteigerungen – ausschließlich privat finanziert. Dafür hat die Deutsche Post DHL eine Summe von 30 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Die weitere Finanzierung wird durch die private Spendensammlung des gemeinnützigen Beethoven-Festspielhaus Förderverein e. V. aufgebracht, die der Präsident der Industrie- und Handelskammer Bonn-Rhein-Sieg Wolfgang Grießl initiiert hat. Zugleich hat die regionale Wirtschaft auf Initiative des Hotel- und Gaststättengewerbes die Beethoventaler-Genossenschaft gegründet, die über Lizenzverträge zu den Baukosten beitragen wird. 

Die Stadt Bonn stellt das Grundstück zur Verfügung und übernimmt die Umfeldgestaltung. An dem – nunmehr zweiten, erneut von der Deutschen Post DHL finanzierten – Architektenwettbewerb nahmen zehn international renommierte Architektenbüros teil. Es geht – wie einer der Teilnehmer sagte – um den auf absehbare Zeit bedeutendsten Konzerthausbau in Europa. 

Beethoven-Denkmal, Beethoven-Haus, Beethovenfest und Beethoven-Festspielhaus – das alles sind Stationen auf dem immer noch langen Weg, mehr aus dem größten Sohn der Region zu machen als bisher. Ludwig van Beethoven hat hier 22 Jahre gelebt, so lange wie Wolfgang Amadeus Mozart in Salzburg. Das zeigt die Dimension der Chance und Aufgabe, vor der wir stehen. Dabei sollte uns leiten, was Ludwig van Beethoven einmal so treffend in die Worte gefasst hat: 

Wer fest auf seinen Füssen steht und ein scharfes Auge im Kopf hat, der weiß seinen Weg, und darf auch etwas weiter gehen als gewöhnlich.“

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