Im kleinen aber feinen Rahmen des Theaters im Puppenpavillon stellte Dr. Stephan Eisel sein Buch "Helmut Kohl-Nahaufnahme" vor. Unterstützt wurde er dabei von Theaterdirektor Gerd-Josef Pohl und Politikern aus der Region wie MdB Wolfgang Bosbach und Bürgermeister Lutz Urbach. Facebook und der gemeinsamen Vorliebe für Bonn sei Dank, dass der Kontakt zwischen Gerd-Josef Pohl und Dr. Stephan Eisel überhaupt zustande kam.
Dr. Stephan Eisel erlebte den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl in neun Jahren im Kanzleramt zwischen 1983 und 1992 erst als Redenschreiber und dann als stellvertretender Leiter des Kanzleramtes hautnah. "Der beste Chef, den ich je gehabt habe, sonst hätte ich es gar nicht so lange ausgehalten", kommentiert er die Zeit. Erst seine Wahl zum Bonner CDU-Kreisvorsitzenden trennte ihn wieder von Helmut Kohl.
Eigentlich kennt er Helmut Kohl sogar seit 35 Jahren. Schon in seiner Studentenzeit in Marburg organisierte er eine Diskussionsrunde mit Helmut Kohl, der den zu dieser Zeit sehr kommunistisch eingestellten Studenten in imponierend ruhiger Manier entgegentrat und sich auch nicht von Unruhestiftern vorzeitig vertreiben ließ, sondern noch in der örtlichen Pizzeria mit einigen Studenten die Diskussion bis in die Nacht fortsetzte. Das beeindruckte damals Stephan Eisel so, dass er Helmut Kohl nie aus den Augen verlor. Zwar musste auch er erleben, wie Helmut Kohl seinem Ärger oft durch ein "großes Donnerwetter und keinen kleinen Platzregen" Luft machte, aber "bewundert habe ich an Helmut Kohl am meisten, dass er Zeitgeistströmungen nicht nachgegeben hat, sondern immer bei seinem inneren Kompass geblieben ist", erzählt Stephan Eisel aus seinen persönlichen Erfahrungen. Er sei kein Politiker gewesen, der morgens aufsteht, sich den Finger nass macht, in den Wind stellt, schaut woher der Wind kommt und sich dann danach dreht.
Zum 80. Geburtstag von Helmut Kohl war der Bonner Bouvier-Verlag an Dr. Stephan Eisel herangetreten, ob er nicht ein sehr persönliches Buch über Helmut Kohl schreiben könne. Und das liegt nun vor - persönlich, direkt und ganz nah dran.
Aus einem Interview von Friedbert Meurer mit dem dem Weizsäcker-Biograf und Herausgeber des "Tagesspiegels", Hermann Rudolph:
"Meurer: Es gibt in diesen Tagen auch eine neue Biografie über Helmut Kohl, der ja fast zeitgleich 80 Jahre alt geworden ist, von seinem alten Mitarbeiter Stephan Eisel, und der sagt, Kohl hätte genau in der Zeit, '85, im Prinzip auch dasselbe gesagt mit "Tag der Befreiung", aber bei ihm habe man nicht zugehört. War das so?
Rudolph: Das ist richtig. Das ist etwa drei Wochen vorher in Bergen-Belsen, da hat Kohl eine Rede gehalten, die im Tenor ganz ähnlich ist, aber die nicht übergekommen ist. Das ist eben auch eine besondere Fähigkeit Weizsäckers gewesen, dass er so etwas so sagen konnte, dass die Leute zuhörten. Es gibt ja unter den Kohl-Leuten in diesem Buch von Eisel diese etwas mokante Bemerkung: Wenn Kohl eine große Rede vorliest, dann hört sich das an wie das Telefonbuch, und wenn Weizsäcker das Telefonbuch vorliest, hört sich das an wie eine große Rede. Das ist ein bisschen mokant, aber es stimmt eben, dass er durch seine Person, durch seine Vortragsweise, ich glaube auch durch den intellektuellen Hintergrund so etwas zum Erlebnis machen kann."
In seiner „Nahaufnahme" schlachtet der frühere stellvertretende Kanzlerbüro-Leiter Stephan Eisel sein Tonbandtagebuch aus, schildert nicht nur politische Historie, sondern vor allem Kohls Charakterzüge in zahlreichen kleinen Begebenheiten. Wie der Kanzler Tennis-As Steffi Graf nicht nach dem Wimbledon-Sieg, sondern der -Niederlage ins Kanzleramt einlud; wie sein Redenschreiber erst die Religion bemühen musste („Als Christen glauben wir auch an ein Leben vor dem Tod"), um am Nikolausabend zu seiner Familie zu dürfen; wie der als „Birne" Verspottete als Wahlkampfanzeige ein Foto drucken ließ, auf dem er herzhaft ins Obst beißt.
Dann das Buch "Helmut Kohl. Nahaufnahme" (Bouvier Verlag 19,90 Euro). Geschrieben hat es Stephan Eisel, viele Jahre einer der engsten Mitarbeiter Kohls als stellvertretender Leiter des Kanzlerbüros. Ein bemerkenswerter Text, verfasst von einem Mann mit genauem Blick in die Kulissen der Macht des Kanzlers Kohl. Eisels Beobachtung der heutigen Beziehung zwischen Kohl und Angela Merkel: Der Altkanzler beurteile "ihren Weg mit einer Mischung aus persönlicher Verärgerung und Enttäuschung im Zusammenhang mit der Spendendebatte und professioneller Bewunderung über ihre Konsequenz".
An Stephan Eisel, den Mitarbeiter und Redenschreiber Helmut Kohls zwischen 1983 und 1992, habe ich oft gedacht, wenn ich an die Einigungszeit dachte. Der junge Pfälzer mit dem runden Gesicht, das ihn noch jünger aussehen ließ, sodass er neben dem Riesen Kohl wie ein Jugendlicher wirkte, war in meiner Erinnerung immer dabei - und immer frisch und guter Laune.
Erstaunlich genug, denn die Arbeitstage im Kanzleramt fingen sehr früh an und dauerten bis spät in den Abend.Wir kannten uns, weil Eisel dann und wann auch kulturpolitische Aufgaben bekam. Jetzt, wo der nahende 80. Geburtstag Kohls für Aufmerksamkeit sorgt, hat Eisel seine Kohl-Erinnerungen niedergeschrieben. Gestern wurden sie in der nordrhein-westfälischen Landesvertretung vorgestellt: "Helmut Kohl - Nahaufnahme" .
Rund ist das Gesicht immer noch, aber das Haar ist grau inzwischen; der Jüngling von einst hat ein hartes Berufspolitiker-Leben hinter sich.
Als Laudator pries der Generalsekretär der CDU, Hermann Gröhe, ewartungsgemäß nicht nur das Buch, sondern auch Helmut Kohl.
Nachher fragte ich Eisel, was ihn zum Schreiben motiviert habe. Sein Entschluss rührte von einem Fernseherlebnis. Als er im vergangenen Herbst den Spielfilm über Helmut Kohl sah, ärgerte er sich darüber, "dass da ständig eine gedrückte Stimmung dargestellt war". Der Fernsehspiel-Kohl, in sich versunken auf den Park hinaus schauend, immer ganz melancholisch, das entsprach überhaupt nicht Eisels Erinnerungen. "Auch nicht in der deutschen Einigungszeit, wo es zwangsläufig ein bisschen stressig war."
Nun also das anekdotenreiche Buch. Es wird am historischen Bild des Mannes aus der Pfalz nichts ändern. Aber je mehr Zeit ins Land geht, die Kontroversen von einst verblassen und nur noch das Gefühl bleibt, dass dies alles "unsere Jahre" gewesen sind, desto interessanter werden auch die kleinen Details. Die Abwesenheit aller Allüren bei Kohl etwa, auch in den Augenblicken großer Siege. Oder sein Mitgefühl für Verlierer - nach Niederlagen hat er sowohl Berti Vogts wie auch Steffi Graf zum Essen ins Kanzleramt eingeladen.
Eisel sagte am Schluss: "Kohl hat als CDU-Vorsitzender sechs SPD- und sieben FDP-Vorsitzende erlebt. Als Kanzler drei amerikanische Präsidenten, drei britische Premierminister, drei französische Präsidenten, drei Generalsekretäre und einen russischen Präsidenten."
Ich dachte: Die literarische Form, in der man ein solches Leben auf den Punkt bringt, muss wahrscheinlich erst noch erfunden werden.
Bis morgen,
Ihr
Christoph Stölzl
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG 12. April 2010:
"Anschaulich schildert Eisel die CDU-internen Kämpfe und Intrigen 1989 bis zum Bremer Parteitag, wo der Versuch, Kohl zu stürzen, endgültig scheiterte. Dabei kann er sich auf eigene Notizen und sein "Tonband-Tagebuch" stützen."
GENERALANZEIGER 3. April 2010.
2Zum Verständnis von Kohls Arbeitsweise kann der ehemalige Bonner Bundestagsabgeordnete Eisel einiges beitragen, unter anderem durch zahlreiche mit handschriftlichen Anmerkungen des damaligen Kanzlers versehenen Dokumente. "Entscheidend war sein persönliches Vertrauen", schreibt Eisel, der sich in seinen Erinnerungen stark auf sein persönliches Tonband-Tagebuch stützt. Kohls Stärke sei seine "innere Ruhe" gewesen, die manchmal auf seine Umgebung "fast provozierend" gewirkt habe, so Eisel."
STERN 30. März 2010
"Dann das Buch "Helmut Kohl. Nahaufnahme". Geschrieben hat es Stephan Eisel, viele Jahre einer der engsten Mitarbeiter Kohls als stellvertretender Leiter des Kanzlerbüros. Ein bemerkenswerter Text, verfasst von einem Mann mit genauem Blick in die Kulissen der Macht des Kanzlers Kohl."
WELT AM SONNTAG 28. März 2010
"In seinen Nahaufnahmen gibt Stephan Eisel intime Einblicke in die Schreibstuben der Macht. Von 1987 bis 1991 war er sogar stellvertretender Leiter des Kanzlerbüros. Eisel schwärmt nicht undifferenziert über Kohl, er versucht, dem Vater der Einheit in ausgewogener Art gerecht zu werden."
BERLINER MORGENPOST 26. März 2010
"Nun also das anekdotenreiche Buch. Es wird am historischen Bild des Mannes aus der Pfalz nichts ändern. Aber je mehr Zeit ins Land geht, die Kontroversen von einst verblassen und nur noch das Gefühl bleibt, dass dies alles "unsere Jahre" gewesen sind, desto interessanter werden auch die kleinen Details.
HERMANN GRÖHE 25. März 2010
"Noch ein Buch über Kohl ?" fragte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe zu Beginn seiner Vorstellung der Kohl-Biografie am Donnerstag in Berlin - und ließ ein überzeugtes "Ja!" folgen. Denn bei Stephan Eisels Buch handele es sich nicht um eine "übliche Biografie", sondern um eine "persönliche Erlebnisreise".