Sie können den folgenden Text hier ausdrucken.
Die aktuelle Übersicht der Kostensteigerung finden Sie hier.
Stephan Eisel
Beethovenhalle als vorhersehbares Desaster
Wie aus der Blamage eine Chance werden kann
Am 15. Februar 2018 musste auch der Bonner Stadtdirektor als zuständiger Projektleiter offiziell zugeben, was er lange leugnete: „Die denkmalgerechte Instandsetzung und Modernisierung der Beethovenhalle ist ins Stocken geraten. Der bisherige Zeitplan wird nicht zu halten sein.“ Damit ist die bisher immer versprochene Fertigstellung der aufwendigen Sanierung bis zum Beethoven-Jubiläum 2020 gescheitert. Die Verzögerung beträgt mindestens 1 ½ Jahre. Diese Blamage für Bonn kam für viele Beobachter nicht überraschend, aber sie ist ein Desaster, denn die Verantwortlichen haben lange einfach weggeschaut - weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
In der Drucksache 1810539 beschreibt die Verwaltung am 23. Februar 2018 den Zustand der Beethovenhalle wörtlich so: „fragile Bausubstanz und bisher nicht näher identifizierbare Objekte im tieferen Erdreich“ … „zum Teil auftretende Risse in den Bestandswänden“ … „erhebliche Mängel an der Bausubstanz“ … „Standsicherheit einzelner Bereiche nicht mehr gewährleistet“ … “im gesamten Gebäude nahezu flächendeckende massive Bauwerksschäden“ … „erhebliche konstruktive, statische Fehler“. Wer würde auf angesichts dieser Lage privates Geld in ein Gebäude stecken ?
Es zeugt schon von beachtlicher Chuzpe, dass der verantwortliche Projektleiter Stadtdirektor Wolfgang Fuchs dazu sagte: "Diese Entwicklung war so nicht zu erwarten und hätte auch nicht im Vorfeld erkannt werden können.“ Dabei trägt er die Verantwortung dafür, dass offensichtlich eine ausreichende Untersuchung des Baugrunds vor Baubeginn nicht erfolgte – obwohl jedem mit der Geschichte Bonns Vertrauten klar sein musste, dass für die Beethovenhalle der Untergrund einer dort künstlich aufgeschütteten Bastion wie Wackelpudding wirkt, verschiedene Fundamente alter Befestigungsanlagen und Klinikgebäude unterschiedliche statische Voraussetzungen schaffen und in der Nähe der damals einzigen Rheinbrücke mit Blindgängern aus dem 2. Weltkrieg zu rechnen ist.
Trotzdem hat sich Stadtdirektor Fuchs von Anfang an massiv für eine aufwendige Hallensanierung eingesetzt. Der General-Anzeiger berichtete dazu am 2. Oktober 2015: „Während Bonns künftiger Oberbürgermeister Ashok Sridharan eine aufwendige Sanierung der Beethovenhalle ablehnt, will Stadtdirektor Wolfgang Fuchs richtig investieren.“ Leider folgte ihm am 10. Dezember 2015 eine knappe Ratsmehrheit (43:35 Stimmen), obwohl die Verwaltungsvorlage ausdrücklich einen Beschluss „schon vor Abschluss der Entwurfsplanung und Prüfung der Kostenberechnung“ verlangte. Eine Entscheidung auf einer solchen Grundlage zu treffen, war vom Rat ebenso fahrlässig wie es unverantwortlich war, dem Rat überhaupt eine solche Entscheidung vorzuschlagen.
Auch in der Folge zeichnen sich die Ratsvorlagen zur Beethovenhalle immer wieder durch Intransparenz, Unklarheiten und Widersprüchlichkeiten aus. Es gibt eine ständige Kostenexplosionen - um durchschnittlich eine Million Euro monatlich von 53 Mio Euro im April 2016 auf jetzt über 79 Mio Euro. Auch die verschobene Fertigstellung wird die Kosten zusätzlich nach oben treiben. Die Stadtverwaltung stellt dazu lapidar fest: „Zum jetzigen Zeitpunkt kann noch nicht beziffert werden, in welcher Größenordnung sich die Gesamtkosten des Projekts erhöhen werden.“
In der städtischen Vorlage ist die Rede von „unzureichender Planungskoordination“ und „fehlenden, unvollständigen oder fehlerhaften Ausführungsunterlagen … Es drohen in Folge dessen nicht unerhebliche Forderungen der Baufirmen hinsichtlich Bauzeitverlängerung und Entschädigungen bzw. Schadenersatz als Folge aus den Störungen des Bauablaufs. …Derzeit sind seitens der bauausführenden Unternehmen ca. 100 Behinderungsanzeigen beim Bauherrn eingereicht worden. “
Als zuständiger Projektleiter trägt Stadtdirektor Fuchs die Hauptverantwortung für dieses Desaster. Dem General-Anzeiger sagte er dazu am 12. Dezember 2017: „Wenn es schief geht, rollt mein Kopf“. Man wird sehen, ob er sich an seine eigenen Worte erinnert, wenn demnächst die Entscheidung ansteht, ob er sich um die Wiederwahl bewirbt. Wer politische Verantwortung übernimmt, sollte nicht nur dazu stehen, wenn es Lorbeeren einzuheimsen gilt.
Wer die Lage nüchtern analysiert, muss feststellen:
Dass bereits Geld ausgegeben wurde, keine Rechtfertigung dafür, das Millionengrab Beethovenhalle mit unkalkulierbarem Ausgang immer tiefer zu schaufeln., und der entfallende 2020-Zeitdruck bietet auch eine Chance:
Bonn hat eine Überkapazität an Mehrzweckhallen, für die Beethovenhalle gibt es immer noch keinen Businessplan. Sie leistet als Mehrzweckhalle auch nach der Sanierung keinen Beitrag zur Profilierung Bonns als Beethovenstadt, weil es dort keine Verbesserung der Akustik für die Zuhörer geben wird. In den Unterlagen zum Sanierungsbeschluss des Rates heisst es wörtlich: „Projektgrenzen: Keine raumakustische Verbesserung des großes Saales für Musik“.
Außerdem droht bei der Sanierung der Oper im Bestand ein neues Desaster, schon jetzt ist hier von über 70 Mio Euro die Rede. Nicht nur die Kölner Erfahrung zeigt, dass hier ein neues Faß ohne Boden droht.
Wer den Realität ins Auge schaut, zieht bei der Beethovenhalle die Notbremse des Abrisses und wagt dort den Neubau eines integriertes Konzert- und Opernhauses wie beispielsweise zuletzt in Florenz. Noch ist es dafür nicht zu spät, denn von der erwarteten Bausumme sind bisher nur ca. 10 Mio Euro verbaut. Damit bliebe uns die unklakulierbare Opernsanierung erspart, die Beethovenstadt bekäme endlich einen Konzertsaal und Bonn würde durch Mut zur Zukunft von sich reden machen und nicht durch rückwärtsgewandte Blamagen beim Herumdoktern an einer maroden Halle. Es gibt sehr viel Bürger, die auf einen solchen Zukunftswurf warten.
Im Blick auf das Beethoven-Jubiläum 2020 ist es sinnvoll, die Vielfalt von Spielstätten unter Einbeziehung des Rhein-Sieg-Kreises zu nutzen und das Thema mit Realismus und Kreativität anzugehen: International konkurrenzfähig ist lediglich der Kammermusiksaal im Beethoven-Haus. Aber mindestens so gut wie die Beethovenhalle sind vorhandene Spielorte von der Oper und der kleinen Beethovenhalle in Muffendorf, über das WCCB mit dem Plenarsaal, die Godesberger Redoute, der Telekom-Dome, die Posttower-Lounge, das T-Mobile- Forum, das Poppelsdorfer Schloß, der Innenhof der Universität, die Rhein-Sieg-Halle usw. usw. Es wäre auch sinnvoll, wenn zum Beethoven-Jubiläum der Museumsplatz zwischen Bundeskunsthalle und Kunstmuseum wieder für Konzerte genutzt werden würde. Auch eine Flussbühne am Rheinufer sollte ernsthaft geprüft werden.
Die Presse zum Buch:
"unbedingt lesenswert" + "verfasst von einem Mann mit genauem Blick in die Kulissen der Macht" + "ausgewogen" + "anschaulich" + "persönlich, direkt, ganz nah dran" + "schildert Kohls Charakter-züge" + "spannende Hinter-gründe" + "keine undifferen-zierte Schwärmerei"
Ausführliche Pressestimmen zum Buch finden Sie hier
die Grünen und die von ihnen geführte Verwaltung, um die Einspurigkeit auf der Adenauerallee durchzusetzen. So wurde gegenüber Rat und Öffentlichkeit fälschlicherweise behauptet, es gebe rechtliche Vorschriften, die die Einspurigkeit der Adenauerallee erzwingen würden. Tatsächliche gibt es diesen rechtlichen Zwang nicht, sondern es geht um eine politische Entscheidung.